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Die Rigibahn 1871
Im 21. Mai 1871 wurde die Rigibahn als erste Bergbahn Europas feierlich eröffnet. Sie führte von kleinen Dorf Vitznau am Vierwaldstättersee nach Rigi-Staffelhöhe (1550 m ü. M.) an der Kantonsgrenze Luzern-Schwyz. Erst 1873 konnte sie von dort bis zum Rigi-Kulm (1752 m ü. M.) verlängert werden, als der damals zuständige Kanton Schwyz dazu eine Konzession erteilt hatte. Die Rigibahn war die erste Bergbahn, bei der das neuartige Zahnradsystem von Ingenieur Niklaus Riggenbach angewendet wurde, welches den Bahnen das mühelose Erklimmen der Berge ermöglichte. Die Sensation der problemlosen Bergfahrt zog die Touristen sogleich in Massen an, so dass die Vitznauer Rigibahn zu einer der bestausgelasteten Bahnen des Landes wurde. Ihre Gewinne waren unvergleichlich: Bereits im Eröffnungsjahr wurde das Aktienkapital mit 10 Prozent Dividende bedacht, dann steigerten sich die Auszahlungen bis 1874 auf 20 Prozent. Bis zum Ersten Weltkrieg sanken sie nie unter 8 Prozent, die Regel war 10 Prozent. Solche Erträge konnte keine andere Schweizer Bergbahn auch nur annähernd erreichen.
Vitznau als Fremdenort
Der grosse Ansturm auf diese Bahn führte bald zum Aufbau einer Infrastruktur für den Fremdenverkehr im vorher von den Touristenströmen kaum besuchten Ort am See. Seitdem in den 1860er-Jahren vom Bau einer Zahnradbahn auf den damals berühmtesten Schweizer Berg gesprochen wurde, entfaltete sich eine erste Bautätigkeit. 1866 wurde am westlichen Ende des alten Dorfes die Pension Pfyffer eröffnet. Im Zusammenhang mit dem Bahnbau entstanden in Vitznau weitere Pensionen, wie die Pensionen Rigi und Zimmermann im Dorf oder die Pension Rigibahn (später Terminus) bei der Talstation der Zahnradbahn. Im Hotelführer von 1896 werden in Vitznau bereits sieben Betriebe aufgeführt: Hotel und Pension Rigibahn, Pension Kohler, Hotel und Pension Rigi, Hotel und Pension zum Weissen Kreuz, Hôtel et Pension du Parc, Pension Handschin und Pension Bellevue. In nur zwanzig Jahren nach dem Bahnbau hatte sich Vitznau zu einem neuen Touristenort entwickelt.
Die Hotel-Pension Rigibahn
Zwei Jahre nach der Eröffnung der ersten Linie und pünktlich zur Verlängerung der Linie bis zum Gipfel 1873 erbaute die Rigibahn-Gesellschaft bei der Talstation in Vitznau ihre eigene Hotel-Pension Rigibahn. Das neue Gasthaus direkt neben dem Bahnhof bot den am Vortag anreisenden Fahrgästen eine praktische Übernachtung und den auf den nächsten Zug wartenden Reisenden eine Verpflegungsmöglichkeit. Die ersten Saisons dauerten bloss drei Monate, von Mitte Juni bis Mitte September, genau so lange, wie die Rigibahn fuhr!
Das Gebäude war in einer damals traditionellen Bauweise des Späthistorismus mit einem Mauerwerk aus Sichtbacksteinen und verschiedenen Sandsteinelementen erstellt. Das mit zahlreichen Gesimsen und Lisenen verzierte Gebäude besass neben dem Erdgeschoss ein weiteres Stockwerk sowie ein ausgebautes Mansartdach mit Gästezimmern. Direkt am Seeufer ermöglichten eine halboffene Gartenhalle sowie ein Vorplatz mit Kastanienbäumen ein geruhsames Warten auf Bahn oder Schiff. Vor 1901 wurde das Gebäude um ein Stockwerk erhöht, die Fassaden mit einigen Balkonen versehen und die Fensteröffnungen vereinfacht. Gleichzeitig erfuhren die Fassaden eine spätklassizistische Überformung: Die einst geschwungenen Fensterstürze wurden begradigt und mit waagrechten Verdachungen versehen. Der unter dem Traufgesims umlaufende, ornamentierte Fries erscheint im neu aufgestockten Geschoss nicht mehr. Die Terrasse auf der Nordseite erhielt eine Erweiterung um zwei Fensterelemente und die abgeschrägte Südwestecke ein Türmchen mit spitzem Helm. Die Zimmer im zweiten Obergeschoss wurden rhythmisch alternierend mit Balkonen versehen. 1908 erhielt die Hotel-Pension Rigibahn den neuen Namen Hotel Terminus.
Erweiterung im Stil des Neuen Bauens
1931 erhielt das Haus auf der Seeseite eine vollständig neue Gestaltung: Der Terrassenanbau mit Halle wurde abgebrochen und durch einen Vorbau nach dem Entwurf des Architekten Arnold Berger aus Luzern (1882-1956) ersetzt. Der skelettartige, halbkreisförmig auf Stützen in den See ragende Eisenbetonbau gehört zu den bedeutenden Gebäuden des Neuen Bauens der Innerschweiz. Der neue Bauteil wies einen Speisesaal mit grossen Panoramafenstern sowie das erste Dancing am Vierwaldstättersee auf. Die originale, äusserst bedeutungsvolle Innenausstattung des Vorbaus ist in allen wesentlichen Teilen erhalten. Dazu gehören nebst den Möbeln des Architekten und Designers Max Häfeli (1869-1941) die runde Deckenlampe sowie ein grosses Wandbild des Luzerner Kunstmalers Eduard Renggli (1882-1939).
Gleichzeitig wurden die Fassaden des Hauptgebäudes nach dem damaligen Zeitgeist purifiziert: das Ecktürmchen entfernt, das Dach mit einem Walmdach mit Lukarnen versehen, die Fassaden von allen Zierformen befreit und in einem hellgrünen Farbton gestrichen.
Für die Finanzierung von neuem Rollmaterial veräusserte die Rigibahn das Hotel 1964 an die Familie Fridolin Fassbind, welche den Betrieb in Hotel Terrasse am See umbenannte.Seit 1984 stört ein der Familie Fassbind aufgezwungener öffentlicher Fussgängersteg vor dem Rundbau das elegante Erscheinungsbild des Gesamtensembles empfindlich.
Swiss Historic Hotel
Nach einer Renovation der Fassaden 2001 durch die frühere Eigentümerschaft haben die heutigen Besitzer (seit 2003 Pia Nussbaumer Scherrer und Roland Scherrer) das Haus 2011/12 einer gründlichen Auffrischung im Innern unterzogen. Dabei entstanden zahlreiche Zimmer mit restaurierten Parkettböden, historischen Möbeln sowie Tapeten und Farben nach historischem Vorbild. Besonders wertvoll erscheint der wieder hergestellte Eingangsbereich mit dem historischen Terrazzoboden. Seit 2008 ist das Hotel Terrasse am See Mitglied von Swiss Historic Hotels.