Zur Webseite Hotel Bella Lui
1929 begannen die Arbeiten für den Bau eines neuen Luxus-Sanatoriums für «höchste Ansprüche» auf der damals noch kaum erschlossenen Alp in Crans, hoch oben über dem Rhonetal. Als Architekten hatten die Initianten das Architektenpaar Rudolf Steiger und Flora Steiger-Crawford engagiert. Während sich der Zürcher Rudolf Steiger mit dem Entwurf des Gebäudes befasste, legte Flora Steiger-Crawford, 1899 als Tochter englischer Eltern in Bonbay geboren und als erste Frau an der ETH Zürich zur Architektin diplomiert, besonderes Gewicht auf den Entwurf des Mobiliars. Am 1. Juni 1930 konnten die ersten Patienten in neu erbauten Gebäude einziehen. 1938 wurde das Sanatorium durch Flora Steiger-Crawford in ein Sporthotel umgebaut, das aber während des Zweiten Weltkriegs geschlossen blieb. Nach Kriegsende diente das Haus überlebenden Juden aus Polen als Zufluchts- und Ausbildungsstätte. 1949 begann mit dem Kauf durch Pfarrer Karl Schenkel eine neue Epoche. Er bildete den noch heute aktiven Eigentümer- und Trägerverein BELLA LUI und eröffnete eine Heilstätte für Tuberkulose. Im Zusammenhang mit der Bekämpfung der Tuberkulose durch Antibiotika wurde das Bella Lui zum Rekonvaleszentenhaus und später zu einem Kur- und Ferienhaus unter kirchlicher Leitung. Seit 1996 ist das Haus als Dreisterne-Hotel klassifiziert.Im selben Jahr wurde das Gebäude im Zusammenhang mit Umbau- und Rekonstruktionsarbeiten unter Denkmalschutz gestellt. 2003 konnte die fachgerechte Renovation der Südfassade mit sämtlichen Zimmerbalkonen abgeschlossen werden, seit 2008 ist die schrittweise Erneuerung der Balkonzimmer gemäss Farbkonzept von 1930 im Gang. 2006 erhielt das Hotel von Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) eine besondere Auszeichnung für die «Instandstellung und Pflege von zahlreichen originalen Ausstattungsteilen». Im gleichen Jahr trat das Haus der Vereinigung der «Swiss Historic Hotels» bei. Zum 80. Geburtstag am 1. Juni 2010 ist ein Zimmer mit der Originalmöblierung von 1930 eingerichtet worden. 2016 wurde das Hotel Bella Lui von den Schweizer Jugendherbergen übernommen, die das Haus nun unter Wahrung der historischen Substanz als Jugendherberge betreiben.
Das Hotel Bella Lui gehört – zusammen mit dem Hotel Monte Verità in Ascona, einem Werk des Deutschen Architekten Emil Fahrenkamp – zu den seltenen, heute in der Schweiz noch weitgehend im Originalzustand erhaltenen Bauten aus der Epoche des Neuen Bauens. Das Neue Bauen war eine Bewegung in der Architektur und im Städtebau, deren Vorläufer in den 1910er Jahren zu finden sind (beispielsweise das Gebäude der Firma Fagus in Alfeld von 1911, entworfen vom Architekten Walter Gropius). Sie ist im Kontext zu sehen mit der sich zeitgleich entwickelnden Bewegung De Stijl in den Niederlanden und den Ansprüchen des Bauhauses. Der gesamten Bewegung des Neuen Bauens stand die konservativ ausgerichtete traditionalistische Strömung des Heimatschutzstils gegenüber. Ziel der Bewegung war die Abwendung der Architektur von den bis dahin vorherrschenden Stilen des Historismus und des Jugendstils. Die völlig neu entwickelte Form des Bauens setzte konsequent auf die neuen Materialien Beton, Stahl und Glas. Damit wurden vor allem einfache Formen und deren Dekomposition realisiert: ineinander geschobene Raumvolumen, freistehende Wandscheiben, kühne Auskragungen und Bandfenster waren das Kennzeichen dieser Architektur, deren Höhepunkte um 1930 anzusiedeln sind. Eine der bedeutendsten Siedlungen aus dieser Zeit war die Weissenhofsiedlung in Stuttgart, die 1927 unter der Leitung von Ludwig Mies van der Rohe durch führende Architekten des Neuen Bauens, wie Peter Behrens, Le Corbusier, Walter Gropius, Ludwig Hilberseimer, Hans Poelzig, Hans Scharoun, Mart Stam, Bruno und Max Taut errichtet wurde.